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Ökonomie der Medieninhalte.
Allokative Effizienz und Soziale Chancengleichheit in den Neuen Medien
© copyright 1999-2001 Dietmar Detering. All Rights Reserved.

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5.3 Bildung autostabiler virtueller Gemeinschaften

Die Mitgliedschaft in mehr als einer CPDG-Gruppe würde eine Doppelbelastung bedeuten, da man dann für den Erwerb vieler Nutzungslizenzen, die man schon besitzt, ein weiteres Mal bezahlen muss. Jeder Mensch hat daher ein Interesse daran, lediglich einer CPDG-Gruppe beizutreten. Die Eigennutzenorientierung der Teilnehmer wird dann dafür sorgen, dass die Gruppen ein Höchstmaß an Mitgliederhomogenität aufweisen: Einerseits werden Individuen versuchen, in einer Gruppe aufgenommen zu werden, deren Zahlungsbereitschaft weit unterhalb der eigenen liegt, da Inhalteanbieter hier nur besonders niedrige Preise verlangen können. Andererseits hat die Gesamtheit einer schon existierenden Gruppe ein Interesse daran, ausschließlich Mitglieder mit einer möglichst niedrigen Zahlungsbereitschaft neu aufzunehmen, da dies die realistischen Preisforderungen der Inhalteanbieter drückt. Die gegenläufigen Interessen beider Seiten werden gemeinsam dafür sorgen, dass es nur dort ein >>233<< erfolgreiches Mitgliedschaftsersuchen gibt, wo die Zahlungsbereitschaft des potentiellen Mitgliedes sehr genau mit der des Gruppendurchschnitts übereinstimmt.123 Damit können beim CPDG die hohen Kosten aktiver Marktspaltung, die üblicherweise für die Durchführung von Preisdifferenzierung mit segmentierten Märkten notwendig sind, eingespart werden.

Die Gruppen werden jedoch nicht nur danach streben, eine möglichst homogene Mitgliedschaft bezüglich der Kaufkraft und damit der Zahlungsbereitschaft für einen durchschnittlichen Inhalt zu erreichen. Sie werden zusätzlich auch eine Homogenität der Interessenschwerpunkte für Medieninhalte anstreben, damit sich die Gruppe auch in jeder einzelnen Abstimmung homogen verhält. Auf diese Weise können in der Regel hohe Clarke-Steuerzahlungen vermieden werden. Auch geht damit die Zahl unzufriedener Teilnehmer zurück, deren Zahlungsbereitschaft viel geringer ist als ihr Anteil bei der Finanzierung eines spezifischen, von der Gruppe akzeptierten Angebots.

Mit den homogenen Interessen und den vielen gemeinsamen Entscheidungen können die Gruppen zu echten Gemeinschaften wachsen, die auch eine soziale Stabilität entwickeln. Schließlich findet man in vielen Bereichen ein Bedürfnis der Menschen, einander zu begegnen statt anonym zu bleiben. (Vgl. Dyson 1997: 53 und 62) CPDG-Gruppen können entsprechend mit Möglichkeiten zu weiteren gemeinschaftlichen Aktivitäten in einen gegenseitigen Wettbewerb treten. Da die Gruppen vermutlich in der Regel auf telematische Handlungen beschränkt sein werden, würden sie zu virtuellen Gemeinschaften werden. Als solche würden die CPDG-Gruppen innerhalb der ,,Schichtenstruktur der Verantwortungsbereiche" des Internets (Dyson 1997: 140) mit anderen virtuellen Gemeinschaften einen eigenen Bereich teilen, der sich abgrenzt vom Bereich der Telekommunikationsdienstleister (physische Existenz und Wahlfreiheit) und vom Bereich der Gebietskörperschaften (physische Existenz und keine Wahlfreiheit). (vgl. Dyson 1997: 140-147)

Die Entwicklung einer CPDG-Gruppe zu einer sozialen Gemeinschaft erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Mitglieder auch immaterielle Werte in ihrer Mitgliedschaft sehen. Diese Werte können in den sozialen Beziehungen, der Vertrautheit mit dem Abstimmungsverhalten der Gruppe oder schlicht in dem Vertrauen bestehen, dass sich die Mitgliedschaft auch langfristig materiell auszahlt. Je größer diese immateriellen Werte sind, desto stärker fallen die Hemmungen aus, die Gruppe wieder zu verlassen. Dies ist für das CPDG-Verfahren wichtig, da Mitgliederfluktuation zu transaktionskostenintensiven >>234<< Vorgängen zwingt, selbst wenn die erworbenen Nutzungsrechte zeitlich befristet sind.124

    123 Einer Gruppe steht natürlich nicht offen, bei einer Beurteilung eines potentiellen Mitgliedes dessen Abstimmungsverhalten in früheren Abstimmungen, zum Beispiel in anderen Gruppen, zu nutzen. Das würde Anreize schaffen, durch ständiges Untertreiben der eigenen Zahlungsbereitschaft die Chancen zu erhöhen, bei einem Wechsel in eine Gruppe mit besonders niedrigen Preisforderungen der Anbieter aufgenommen zu werden.

    124 Einem Mitglied, dass die Gruppe wechselt, kann eigentlich keine andere Option geboten werden, als gegen eine Kompensation alle Nutzungsrechte zu verlieren. Andernfalls würde es kaum angemessen in der neuen Gruppe integriert werden können. Umgekehrt muss mit neu eintretenden Mitgliedern ein Betrag ausgehandelt werden, mit dem sie die der Gruppe bereits zustehenden Nutzungsrechte erwerben können.

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