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Ökonomie der Medieninhalte.
Allokative Effizienz und Soziale Chancengleichheit in den Neuen Medien
© copyright 1999-2001 Dietmar Detering. All Rights Reserved.

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5.4 Akzeptanzprobleme der Teilnehmer

Die potentiellen Teilnehmer werden zunächst allein schon deshalb nur geringen Gefallen am CPDG-Verfahren finden, weil es vollkommen unvertraut ist und deutlich vom üblichen Weg des Gütererwerbs abweicht. Ähnliche Akzeptanzschwierigkeiten dürften vielleicht bei der Einführung des Geldes, des Telefons oder der Kreditkarten aufgetreten sein. Eine besondere Abneigung der Teilnehmer wird nicht nur gegenüber der Clarke-Steuer, sondern auch gegenüber dem Phänomen bestehen, regelmäßig mehr für ein Angebot bezahlen zu müssen, als es einem wert ist.125

Die grundsätzlich angestrebte Homogenität der Gruppen ist nicht das einzige Instrument, welches die Frequenz der für einzelne Teilnehmer enttäuschenden Gruppenerwerbungen senken kann.126 Eine weitere Möglichkeit besteht in der Überbewertung ablehnender Haltungen zu einem Angebot. So ließen sich die Abstimmungswerte der Kaufgegner mit einem Faktor von beispielsweise 1,5 überhöhen. Diese starke Berücksichtigung der erwarteten Schäden ginge allerdings zu Lasten der volkswirtschaftlichen Effizienz, da nun (1) auch Abstimmungen scheitern, welche sich bei einer neutralen Nutzenbetrachtung durchaus noch gelohnt hätten oder (2) aufgrund der angepassten Preisvorstellungen der Anbieter geringere Erlöse zur Deckung des Produktionsaufwandes erzielt werden. Beide Effekte führen zu einem Sinken des Angebots an Medieninhalten auf ein suboptimales Niveau.

Möglicherweise ist die Homogenität der Gruppen nicht so groß, wie theoretisch mit einer Zuordnung anhand sichtbarer Käufermerkmale möglich wäre. In diesem Fall kann zusätzlich eine gruppeninterne Preisdifferenzierung vorgenommen werden, um die individuell zu zahlenden Preise genauer mit den zu erwartenden und den tatsächlichen Zahlungsbereitschaften in Übereinstim- >>235<< mung zu bringen. Wenn die Neinstimmen überbewertet werden, liegt eine zutreffende Preisdifferenzierung schon im Interesse des Anbieters oder auch eines Gruppenverwalters, wenn dieser am Umsatz beteiligt wird. Je besser die Preisdifferenzierung gelingt, desto höher ist der bei der Gruppenabstimmung akzeptable Preis, und zugleich ist die Teilnehmerzufriedenheit sehr hoch. Tideman und Tullock (1976) schlagen zur gruppeninternen Preisdifferenzierung mit dem DRP vor, die Tätigkeit eines Agenten auszuschreiben, der den Teilnehmern ex ante differenzierte Preise zuweist. Von seinem Gehalt wird ein Wert abgezogen, welcher von der Abweichung dieser Preise von den tatsächlich festgestellten Zahlungsbereitschaften abhängt. (Vgl. Tideman und Tullock 1976: 1156)

Eine Möglichkeit, das Verhalten der Gruppenmitglieder in der Abstimmung über ein Angebot zu nachträglicher Preisdifferenzierung zu nutzen, führt Clarke (1977) auf. Der Finanzierungsanteil eines Mitglieds wird dabei nach erfolgter Offenlegung der Zahlungsbereitschaft anderer Abstimmungsteilnehmer ermittelt, welche in der Regel ein ähnliches Abstimmungsverhalten aufweisen. Auch hier kann die Position eines Agenten ausgeschrieben werden, der für jedes Gruppenmitglied vor einer Abstimmung eine Zahlungsfunktion in entsprechender Weise festlegt. Wie bei Tideman und Tullock (1976) sollte das Gehalt des Agenten davon abhängen, wie genau die so bestimmten differenzierten Preise mit den tatsächlichen Zahlungsbereitschaften übereinstimmen. Clarke selbst weist jedoch darauf hin, dass seine Methode zu strategischem Verhalten der Teilnehmer führen kann (Clarke 1977: 43). Insbesondere muss daher den Teilnehmern die Identität derjenigen verborgen bleiben, von deren Abstimmungsverhalten ihr individueller Beitragsanteil abhängt. Die Teilnehmer könnten sonst Koalitionen bilden oder schlicht aus Sympathie zueinander ihre Zahlungsbereitschaften untertreiben. (Vgl. Clarke 1977)

Wie auch immer man die gruppeninterne Preisdifferenzierung vornimmt, nie wird sie auf stochastische Abweichungen der offengelegten von der erwarteten Zahlungsbereitschaft reagieren können. Möglicherweise sind es aber gerade die Unterschiede im Abstimmungsverhalten, die auf Versehen, Unachtsamkeit, Unkenntnis der eigenen Präferenzen oder Unsicherheit über die Eigenschaften der angebotenen Inhalte beruhen, welche den Großteil der Abstimmungsheterogenität ausmachen. Allein die Bündelung der Nachfrager kann dann dafür sorgen, dass das nicht zu wohlfahrtsschädlichem Nutzerausschluss und Erlösminderungen führt.

    125 Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass die Möglichkeit, mal mehr und mal weniger für einen Inhalt zahlen zu müssen, als er allein einem wert ist, von manchen Nutzern auch positiv gesehen wird. Schließlich wird jede CPDG-Abstimmung dadurch ähnlich spannend wie ein Glücksspiel, nur dass die ,,Gewinnchancen" sehr hoch sind.

    126 Die Bedeutung der Gruppenhomogenität liegt ohnehin hauptsächlich darin, dass sie auf lange Sicht und für jeden Teilnehmer die Verluste aus unvorteilhaften Erwerbungen durch andere Erwerbungen mehr als ausgleicht.

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